Copa Cagrana

Städtbaulicher Entwurf Neugestaltung Uferpromenade   |  geladener Wettbewerb  |  Auftraggeber*in: Wiener Gewässer Management GmbH  | 2015  |  Wien

 

gemeinsam mit: Bauchplan ).( Landschaftsarchitekten



Die Copa Cagrana NEU wird als „Fußzeile“ der Donau City die neuen Adresse mit hoher Aufenthaltsqualität an der Waterfront. Unser Konzept nimmt vorhandenen Strukturen auf, führt sie zu einem sinnvollen Abschluss, formuliert Übergänge und transformiert somit eine übergeordnete Gestaltung, die über das Wettbewerbsgebiet hinauswirkt. Die öffentlichen Räume werden dabei als innerstädtisches Bindeglied interpretiert, die zusammenhängend und doch spezifisch ausformuliert werden.

Das Planungsgebiet ist geprägt von einer künstlich erzeugten, terrassierten Topografie von der Überbauung der Autobahn bis zum gefassten Flussbett der Neuen Donau. Unser Projekt versteht diesen Zwischenraum als Potenzial, einen hybriden - urbanen und ruralen - Freiraum zu schaffen, und damit Wien ein Stück näher an die Donau und die Stadtbewohner und –bewohnerinnen ans Wasser zu bringen.  Eine Landschaft aus begehbaren, multifunktional nutzbaren Schollen mit integrierter Gastronomie verbindet Vienna DC mit der Neuen Donau.

 

Als städtebauliche Intervention wird vorhandene Überplattung als Bebauungsebene erweitert, bis sie mit einer klaren Kante zur Uferlandschaft abschließt. Auf dieser Ebene werden Baufelder definiert, die mit Wohn- und Infrastrukturprojekten Möglichkeiten der städtischen Verdichtung bieten. Die Bebauungsstrukturen bilden zum Ufer einen deutlichen Horizont. Unter der Platte befindet sich die projektierte Garage mit einer erweiterten Kapazität und ihr vorgelagert ein Funktionsstrang, der, außerhalb des 1000jährigen Hochwasserpegels, für die ganzjährige Nutzung der Uferlandschaft Service- und Nebenräume bietet und Verbindungsachsen über großzügige vertikale Erschließungen führt. Daran vorgelagert, auf der Ebene des bestehenden Hubertusdammes, entwickelt sich längs der Donau ein breiter, grüner Boulevard; unter Schatten spendenden Bäumen flanieren Erholungsuchende, spulen windgeschützt Joggerinnen und Radfahrer ihre Kilometer ab oder finden sich Freizeitgenießerinnen zum gemeinsamen Boule-Spiel.

 

Von hier zum Wasser spannt sich eine Landschaft aus geometrischen Schollen, die zueinander geneigt, überall die Begehbarkeit und damit die Zugänglichkeit zur Wasserkante ermöglichen, indem sie die horizontale und vertikale Distanz überwinden. Diese Flächen laden ein zum Begehen, Besitzen und Beliegen und bieten als dreidimensionale Strukturen und verschiedenen Oberflächen unterschiedliche Wahrnehmungs- und Erlebniserfahrungen an. Die Uferkante zur Neuen Donau bleibt dabei in ihrer Kontur erhalten, wenngleich sie strukturell aufgewertet und dem übergeordneten Gestaltungsprinzip angepasst wird. An einer speziellen Stelle greifen die Schollen weiter in das Flussbecken hinein, überwinden den Höhenunterschied zur Wasseroberfläche und ermöglichen damit den Einstieg ins kühle Nass.

Abgehoben von der Tektonik der Schollen definieren wir Terrassen aus Holz, die mit einer sehr transparenten Pavillionarchitektur bebaut werden. Zugänglich vom Boulevard konzentrieren sie punktuell das kommerzielle Nutzungsangebot mit einer ganzjährigen Bespielung. Diese Bebauung erinnert an bekannte Bilder von Strandhäusern, die exponiert den Wetterdynamiken im Innen und Außen Schutz bieten und einen bildreichen Ausblick eröffnen. Mit großzügigen Wendeltreppen kommt man von den Plattformen auf die darunterliegende Ebene, die den Höhenunterschied ausnutzend Raum unter den Terrassen für weitere Funktionen schafft. Da diese Flächen bereits im Überschwemmungsniveau liegen, dienen die dementsprechenden Nutzungen vorrangig der Selbstversorgung der unverbindlichen Strandbesucherinnen.
Ein Pier verlängert als neues Landmark die Achse der Isidor Fabrela Promenade und führt in luftiger Höhe über den Boulevard und die Schollen weitausladend über das Wasser. Dieses Bauwerk stellt horizontal die Verbindung der Stadt mit der Donau dar und ist vertikal die Verknüpfung der unterschiedlichen Geländeniveaus. So gesehen ist es das Sprungbrett zum Erleben einer neu gestalteten, städtisch offenen Uferlandschaft.


Die fußläufige Erschließung erfolgt über die U-Bahnstation Donauinsel unter der Reichsbrücke über den Boulevard, der sich hier beidseitig durchzieht. Oder man kommt von der U-Bahnstation Kaisermühlen durch das Business Viertel mittels mehrfachen Anbindungen oder über den auskragenden Pier und verschafft sich damit einen ersten Überblick. Die übergeordnete Wegführung entlang der östlichen Donauuferkante wird im Boulevard aufgefangen und weitergezogen. Von hier aus gehen zahlreiche Querverbindungen hinunter zum Wasser oder hinauf auf die Bebauungsebene gleich einer verwobenen Nahtstelle. Mit Hilfe der Servicezone an der Seite des Boulevards ist eine konzentrierte Ver- und Entsorgung der unterschiedlichen Nutzungen durch einen eingeschränkten Lastentransport gesichert.
Als Erweiterung des öffentlichen Verkehrsnetzes projektieren wir eine Bootstaxi-Linie entlang des Flusslaufes, der die wichtigen Kreuzungspunkte miteinander verbindet.

 

Die Beleuchtungsintensität und -qualität variiert je nach Erlebniszone. Eindeutige Lichtelemente sind der Pier, die von innen leuchtenden Pavillions auf den Terrassen und die Kante der Überplattung zum Boulevard. Dazwischen und auf den Schollen zum Ufer finden sich dynamische Rhythmisierungen der Lichtinstallationen.

Die Schollenlandschaft der Uferzone kann in funktionalen Abschnitten sehr rasch umgesetzt werden. Die verorteten Terrassen werden dabei inklusive den Anschlüsse für den weiteren Ausbau errichtet. Damit steht als erstes der öffentliche Freiraum der Allgemeinheit zur Verfügung und die Uferlandschaft kann in Besitz genommen werden.

Parallel und in weiterer Folge ist der Ausbau der Gastronomie entsprechend den Anforderungen der Betreiber auf den Terrassen und darunter möglich. Solange die Bebauung auf der Überplattung in Planung ist, können Provisorien für die notwendigen Lagerflächen der Gastronomie zur Verfügung gestellt werden. Die Bauflächen werden bis zum Baubeginn für Urban Gardening und als Sportflächen zur Verfügung gestellt. Die Gestaltung des Boulevards kann auf der gesamten Fläche begleitend zu den einzelnen Bauphasen in einer steigenden Intensität umgesetzt werden. Der Pier und die Kante der Überbauung zum Boulevard werden als additive Elemente implementiert.